Dritter Advent 2022 auf dem Glockenturm






Stendal, den 23. September 2022 | St. Marien Retabel - Zwischeninformation



Sehr geehrte Mitstreiter & Förderer, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Vereinsmitglieder

auf diesem Wege möchte ich Euch / Ihnen mitteilen, dass die Restaurierung des Altarretabel von Dipl- Restaurator Andreas Mieth mit dem heutigen Tag abgeschlossen ist. An dieser Stelle möchte ich vorab Herrn Mieth schon einmal recht herzlich danken für die tolle Zusammenarbeit und Ausführung.
Und wie geht es weiter?
In der 42. KW kommen die Stahlteile und in der 43. KW erfolgt die Aufstellung der Stützen und die Montage des Sonnenschutzes. Als Sonnenschutz gibt es nun beidseitig einen 3. zusätzlichen äußeren Holzrahmen mit einer Aludibondplatte + Fotoaufdruck, welche noch befestigt und aufgestellt werden müssen. Bin gespannt auf das Ergebnis..
Geplant ist somit für den 27.Oktober 2022 eine öffentliche Vorstellung des Ergebnisses mit Pressetermin. Eine gesonderte Einladung folgt noch. Bitte den Termin schon mal vormerken.
Und was ist noch erforderlich?
Mit der intensiven Beschäftigung am Altarretabel haben wir auch die Schäden an dem oberen Gesprenge, der Rückwand und ganz wichtig die Sicherung des Blattkammes entdeckt. Die Klimaerwärmung hat doch erheblich zu weiteren Schädigungen am oberen Teil geführt. Gern würden wir gemeinsam mit Ihnen im nächsten Jahr daran weiter arbeiten.
Die vorläufigen Kosten betragen hierfür ca. 20 T€.

Somit verbleibe ich bis dahin mit freundlichem Gruß Bärbel Hornemann


Nachruf auf Urban Bentivoglio Silvester Thelen | Architekt BDA | * 30.12.1954 in Rom ✞ 12.08.2022 in Capodimonte



Urban Thelen ist auf seinem Feriensitz in Italien am 12.08.2022 gestorben.

Mit großer Tapferkeit hat er lange Zeit seine Krankheit ertragen ohne den Mut und den Humor zu verlieren.

Mit ihm verlieren wir ein außergewöhnliches Gründungsmitglied des Fördervereins Glocken St. Marien Stendal e.V.

Kennengelernt habe ich Urban Thelen als er in Stendal in den 90er Jahren im Auftrag der Stadt wichtige städtische Projekte wie zum Beispiel das Jugendfreizeitzentrum, Hoock 5/6, Uenglinger Tor und vieles mehr plante und baulich betreute.

Auch die Arbeit mit Studenten lag ihm sehr am Herzen. So organisierte er 1995 eine Internationale Frühjahrsakademie in Stendal - Architektur und Städtebau — für den westlichen Bereich der Stendaler Altstadt mit deutschen und italienischen Professoren und Studenten.

Gerade in den Anfangsjahren war es gut, mit ihm an der Seite auf einen erfahrenen Architekten mit Weitblick zu treffen. So wurden gleich von Anfang an die richtigen Weichen für die Glockensanierung gestellt.

Gegen die Empfehlungen des Glockensachverständigen, Christoph Schulz, haben wir die Sanierung des Geläuts nicht auf drei unterschiedliche Glockenbauer verteilt, sondern gemäß Urbans Rat haben wir uns für den ortsansässigen Glockenbauer, Rolf Klietz, entschieden. Rückblickend war das genau die richtige Entscheidung.

Keiner hat 1996 gewusst, was und welche Aufgaben und Hindernisse uns erwarten, als wir am 22. Mai im Sanierungsbüro der Stadt/DSK den Förderverein Glocken St. Marien Stendal e. V. gründeten. Wir wussten nur, dass in St. Marien ein erheblicher Handlungsbedarf bestand, denn es läutete zu diesem Zeitpunkt nur noch eine Glocke in den Türmen. Zuvor hatte uns Dr. Claus Peter aus Hamm die Augen und Ohren geöffnet, indem er uns den großartigen Glockenschatz zeigte und die internationale Bedeutung des Geläuts hervor hob.

Der Funke zum verborgenen Glockenschatz ist schnell auf eine kleine Gruppe Interessierter übergesprungen und alle waren hoch motiviert mitzuwirken.

Urban war der erste Architekt den ich einweihte und er war sofort bereit dieses Projekt zu unterstützen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sein Architekturbüro in der Stendaler Altstadt und wir konnten uns immer auf seine Hilfe verlassen. Egal, ob es um die Bestandsaufnahme der Glockenstühle ging, Ausschreibungen vorzubereiten Er brachte bereits Erfahrungen im Vereinsrecht, Satzungen mit. So sind wir alle gemeinsam mit dem Glockenprojekt bis heute gewachsen.

An vielen Abenden wurde nach den besten Lösungen gesucht. Ob für den Glockenverein oder für städtische Bauprojekte. Oft klangen bei einem Glas Wein, etwas leckerem Essen, viel Lachen und guten Gesprächen diese Abende aus. Diese Momente hat er immer sehr genossen.

Es folgten neben den vielen Glockenprojekten vom Förderverein auch Exkursionen in die Altmark, in die Niederlande, Paderborn, Dortmund wo er uns, solange seine Kräfte reichten, mit seinem Erfahrungsschatz viel Wissenswertes einbrachte.

Der Förderverein Glocken St. Marien verliert einen außergewöhnlichen Glockenfreund, Kunst- und Kulturkenner, Architekten und Familienvater.


Bärbel Hornemann | Vorsitzende FV Glocken St. Marien Stendal e. V.

Urban Thelen ✞

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Nachruf Dr. Manfred Haufe | * 29.08.1930 ✞ 28.12.2021

Dr. Manfred Haufe war Tierarzt und Bürgermeister mit leidenschaftlichen und begnadeten Kunst- und Kulturkenntnissen. Wer ihm bei seinen Stadtführungen zu den Stendalern Kunstschätzen lauschen konnte, spürte seine Begeisterung für die großen gotischen Kirchen mit seinem Inventar.

Er verstand es wie kein anderer, die Kunstschätze für jedermann verständlich zu erklären und mit Begeisterung den Bezug auf die theologische Bedeutung der Kunstwerke herzustellen. So hat es ihm, neben den mittelalterlichen Glasmalereifenstern im Dom / Jacobi ganz besonders zur Stadt- und Ratskirche St. Marien gezogen.

In St. Marien wurde schon immer Geschichte geschrieben. Es ist aus seiner christlichen Tradition nicht verwunderlich, dass er als 1. Bürgermeister nach der Wende die ersten neugewählten Stadträte, im Mai 1990, vor der ersten Stadtratssitzung in die Stadt- und Ratskirche St. Marie zur Andacht in den Hohen Chor einlud. Selbst die Partei der Linken war dabei mit vertreten.

Dieser Chor war ihm besonders mit dem herausragenden Hochaltar und Chorgestühl ans Herz gewachsen. Mit Leidenschaft hat er nicht nur den Altar erklärt, nein er hat sich auch für den Erhalt eingesetzt. So ist es auf seine Initiative zurück zu führen, dass die erste Altarrestaurierung nach der Wende durch die Gemeinde durchgeführt wurde. Mit Unterstützung des Rotary Club hat er Geld gesammelt für das Wächterhäuschen und für das kleine Altarmodel im Hohen Chor, zur Freude der Besucher sowie der Stadtführer und zur Schonung des Hauptaltars.

Der Funke für den Förderverein Glocken St. Marien ist am Bartholomäustag 1997 übergesprungen. Ich erinnere mich noch genau. Es war der 1. Glockentag der im Rathaus, auf dem Marktplatz und in St. Marien stattfand. Prof. Kiesow von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz hatte die Schirmherrschaft übernommen und die wichtigsten Campologen aus Deutschland und den Niederlanden waren vertreten. Es gab einen regen Erfahrungsaustausch. Das war genau sein Element, und so wurde er Mitglied bei uns im Verein.

Es folgten neben den vielen Glockenprojekten vom Förderverein auch Exkursionen in die Altmark, Halberstadt, Merseburg …, wo er uns, solange seine Kräfte reichten, mit seinem Erfahrungsschatz viel Wissenswertes vermittelte.

Auch in den Mitgliederversammlungen und zu den Adventsfeiern gab es oft kunstgeschichtliche Betrachtungen und bei der Planung von Exkursionen war er immer ein kompetenter Ansprechpartner, was die Kunstschätze betraf. Der Wissensschatz war unermesslich.

Dr. Manfred Haufe hat im Senioren- und Pflegeheim „Am Schwanenteich“ durch meine Besuche und durch meine verfassten Texte mit großem Interesse verfolgt, dass durch den Förderverein erneut der Hochaltar von St. Marien wieder gefestigt, gereinigt, statisch gesichert und vor den schädlichen Sonnenstrahlen geschützt wird. Schade, dass er die Fertigstellung, die im September 2022 geplant ist, nicht mehr miterleben kann.

So fügt es sich, dass ihm zu Ehren die vier großen Marienglocken seinen letzten Weg begleiten.

Der Förderverein Glocken St. Marien verliert einen außergewöhnlichen Kunst- und Kulturkenner, offenen Geist und freundlichen Menschen mit christlicher Haltung.

Bärbel Hornemann | Vorsitzende FV Glocken St. Marien Stendal e. V.